Diabetes Typ 1 im Zusammenhang mit weiteren Autoimmunerkrankungen

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Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, deren Ursache in der Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse durch das Immunsystem liegt. Viele andere Autoimmunerkrankungen haben ebenfalls eine gewisse genetische Veranlagung gemein, die zur Produktion von Antikörpern gegen bestimmte Organe führt. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Diabetes Typ 1 auch mit weiteren Autoimmunerkrankungen zurechtkommen müssen.

Autoimmunthyreoiditis

Die Autoimmunthyreoiditis (nach ihrem Erstbeschreiber auch Hashimoto-Thyreoiditis genannt) ist die häufigste Erkrankung im Zusammenhang mit Typ-1-Diabetes, aber auch die am wenigsten schwerwiegende und am einfachsten zu behandelnde.

Dabei ist es wichtig, zwischen der viel häufigeren Hypothyreose und der Hyperthyreose zu unterscheiden.

Eine Autoimmunthyreoiditis tritt bei 13-23% der Menschen mit Typ-1-Diabetes auf, wobei das Risiko mit dem Alter steigt. Studien haben gezeigt, dass bis zu 40% der Frauen positive Autoantikörper aufweisen.

Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion auf der Basis einer Hashimoto-Thyreoiditis wird heute nur noch selten in der Akutphase gestellt, wie dies früher bei klassischen Symptomen wie trockener Haut, Blässe oder Schüttelfrost der Fall war. Die Diagnose wird heute am häufigsten durch ein systematisches Screening des TSH-Spiegels (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) gesichert, der bei einer Hypothyreose erhöht ist. Es wird empfohlen, sich zum Zeitpunkt der Diagnosestellung des Diabetes mellitus 1 untersuchen zu lassen und dann alle ein oder zwei Jahre, wenn Symptome vorliegen, die auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung hindeuten.

Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist seltener und betrifft nur etwa 2% der Menschen mit Typ-1-Diabetes. Eine Schilddrüsenüberfunktion manifestiert sich normalerweise durch unerklärlichen Gewichtsverlust, Reizbarkeit, Herzrasen (Tachykardie) und manchmal einen Kropf oder einen Exophthalmus (im Volksmund „Glubschauge“ und „Glotzauge“). Es gibt zwei Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion: den Morbus Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis in der Anfangsphase.

Diabetes Typ 1 & Zöliakie

Die Zöliakie ist eine direkt durch Gluten verursachte Autoimmunerkrankung des Darms. Personen mit Typ-1-Diabetes haben ein dreifach höheres Risiko, an Zöliakie zu erkranken, als andere Menschen. Auch hier erfolgt das Screening durch die Suche nach spezifischen Autoantikörpern. Typische Symptome sind Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Müdigkeit oder Anämie. In einigen Fällen verläuft die Zöliakie jedoch auch symptomlos. Zöliakie ist nicht heilbar und die einzige Therapie besteht in einer glutenfreien Ernährung, die ein vollständiges Verschwinden der Symptome und die Wiederherstellung einer guten Darmfunktion ermöglicht.

Bei Diabetes mellitus 1 wird empfohlen, erst dann auf eine glutenfreie Ernährung umzustellen, wenn die Diagnose gesichert ist. Es ist außerdem unerlässlich, von einem Diabetologen behandelt zu werden, der darauf achtet, dass der Diabetes gut eingestellt ist, und sich von einem Ernährungs- oder Diabetesberater bezüglich des Ernährungsplans beraten zu lassen. Die Einhaltung einer glutenfreien Ernährungsweise kann eine echte Herausforderung sein. Menschen, bei denen eine Zöliakie diagnostiziert wurde, können sich für Hilfe und Informationen an die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG) wenden. 

Diabetes Typ 1 und Morbus Addison

Der Morbus Addison ist eine Autoimmunerkrankung, die auch als Nebenniereninsuffizienz bezeichnet wird. Bei dieser Erkrankung greifen Antikörper die direkt auf den Nieren liegenden Nebennieren an. Die Folge ist ein Mangel an essenziellen Hormonen wie Kortison. Die Behandlung besteht daher in der Substitution von Kortison. Eine autoimmune Nebenniereninsuffizienz ist selten, sie tritt aber immerhin bei 1% der Menschen mit Diabetes auf, d.h. 3- bis 5-mal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.

Übermäßige Müdigkeit ohne Erklärung, abnormale Bräunung und wiederholte Hypoglykämien sollten ein Warnzeichen sein. Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1, die eines oder mehrere dieser Symptome aufweisen, sollten umgehend einen Arzt zur weiteren Untersuchung und Abklärung aufsuchen.

Autoimmungastritis

Weiterhin haben Menschen mit Typ-1-Diabetes ein höheres Risiko, eine Autoimmungastritis zu entwickeln. Hier werden diejenigen Zellen des Magens zerstört, die Salzsäure und ein Glykoprotein mit dem Namen „Intrinsic-Factor“ (das die Aufnahme von Vitamin B12 ermöglicht) absondern. Daraus resultiert ein Vitamin-B12-Mangel, der wiederum die Ursache für eine sogenannte perniziöse Anämie ist (die sehr leicht durch eine monatliche Injektion von Vitamin B12 behandelt werden kann).

Auf der Haut

Lupus bei Diabetes Typ 1

Der Lupus ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die sich meist in Form von Hautläsionen und Gelenkschmerzen manifestiert, aber auch andere Organe wie Herz, Gehirn, Nieren usw. befallen kann. Er beginnt oft mit einem Hautbefall. Am charakteristischsten ist das Auftreten von roten und entzündlichen Plaques im Gesicht. Er ist manchmal schwer zu diagnostizieren, da die Symptome recht unspezifisch sind (Fieber, Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, usw.). Im Zweifelsfall ist es auch für Menschen mit DM1 unerlässlich, ihren Arzt aufzusuchen.

Typ-1-Diabetes & Psoriasis (Schuppenflechte)

Psoriasis, umgangssprachlich auch Schuppenflechte genannt, ist eine häufige Autoimmunerkrankung. 9% der Menschen mit Diabetes leiden daran. Sie beruht auf einer beschleunigten Erneuerung der Hautzellen (nur 1 Woche statt normalerweise 28 Tage) und tritt vor allem an Ellenbogen, Knie und Kopfhaut auf. Sie verursacht rote Flecken und Juckreiz.

Diabetest Typ 1 & Vitiligo

Bei der Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) werden die für die Hautpigmentierung verantwortlichen Melanozyten durch eine Entzündung autoimmunen Ursprungs geschwächt, was zu einer Hautverfärbung führt.

Neurologische Autoimmunerkrankungen

Die Myasthenia gravis ist eine seltene, neuromuskuläre Autoimmunerkrankung, die durch Muskelschwäche und Müdigkeit gekennzeichnet ist. Multiple Sklerose ist eine weitere neurologische Autoimmunkrankheit, bei der die Myelinscheide, die die Nerven umgibt, von Autoantikörpern angegriffen wird, wodurch die Nervenleitgeschwindigkeit abnimmt, was wiederum zu Taubheit oder Lähmung führen kann. Man geht davon aus, dass Typ-1-Diabetes und Multiple Sklerose immunologisch miteinander verwandt sind. Es ist inzwischen belegt, dass Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko haben, an Multipler Sklerose zu erkranken.

Weitere mit Diabetes Typ 1 assoziierte Autoimmunerkrankungen

Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste Form von chronisch entzündlichem Rheuma. Diese Krankheit ist mit einem Immundefekt verbunden, der eine Entzündung der Gelenke bewirkt und mit mehr oder weniger starken Schmerzen verbunden ist.

Chronische juvenile Arthritis

Die chronische juvenile Arthritis umfasst verschiedene, entzündliche Gelenkerkrankungen, die alle vor dem 16. Lebensjahr beginnen.

Sarkoidose

Die Sarkoidose ist eine weitere Autoimmunkrankheit, die viele Organe befallen kann. Am häufigsten sind die Lunge und die Lymphknoten betroffen. Ihre Ursache ist unbekannt, sie resultiert aber wahrscheinlich aus einer Überreaktion des Immunsystems.

Ein Typ-1-Diabetes tritt häufig im Rahmen von Krankheiten auf, die autoimmuner Genese sind. Es ist wichtig zu beachten, dass die Mehrzahl der Menschen mit Typ-1-Diabetes jedoch nicht von weiteren Krankheiten betroffen ist. Gleichzeitig ist es nützlich, sich des Risikos bewusst zu sein, damit beim Auftreten der ersten Symptome oder sogar der ersten biologischen Anzeichen, eine frühe Diagnose gestellt werden kann.

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